Das Literaturland im Juni
Das Literaturland füllt sich weiter mit Inhalt: Seit der letzten Wasserstandsmeldung im April haben wir für Sie über 30 neue Artikel geschrieben und veröffentlicht. Dazu gehören zwei wichtige Themenseiten: Ein Artikel erinnert an die Bücherverbrennungen in Schleswig-Holstein in der Nazizeit, aber auch der Bundesrepublik (!), und anlässlich der 20. Ausgabe des Europäischen Festivals des Debütromans beschäftigt sich Nikola Schaum mit Vergangenheit und Gegenwart dieser Kieler Institution.
Die literarische Landkarte Schleswig-Holsteins ist um sechs Einträge reicher: Unsere bewährte Nordfriesland-Expertin Lisa Heyse hat Artikel zu Pellworm und Niebüll beigesteuert. Ebenfalls in Nordfriesland dicht an der dänischen Grenze liegt Seebüll - es ist langjähriger Wohnort des Malers und Schriftstellere Emil Nolde und heute Sitz der Nolde-Stiftung, deren stellvertretende Direktorin Astrid Becker für uns Artikel zu Ort, Person und Institution geschrieben hat. Auch Glücksburg liegt hoch im Norden sehr nah an der dänischen Grenze - der wohl bekannteste hier angesiedelte Roman, Unwiederbringlich von Theodor Fontane, lässt seinen Helden unentschlossen zwischen Kopenhagen und der zum Stadtgebiet gehörenden Halbinsel Holnis hin- und herschwanken, bis es für seine Ehe zu spät ist. Weiter südlich haben wir uns in Lütjenburg, der Heimatstadt des "Dorfpunks" Rocko Schamoni, umgesehen, und auch Trittau ist jetzt endlich für das Literaturland erschlossen.
Das bringt uns zu den neu hinzugekommenen Schriftsteller*Innen: Der wohl bekannteste Autor aus Trittau, nach dem im Ort sogar eine Bücherei benannt ist, ist Arno Surminski, den Kai U. Jürgens porträtiert hat. Keine Bücherei, aber dafür eine Schule trägt in Ratekau den Namen von Achim Bröger - auch er ist neu mit einem Eintrag vertreten. Ebenfalls Kai Jürgens haben wir zwei Artikel zu Krimiautorinnen (Sina Beerwald und Sandra Dünschede) sowie zu zwei auf niederdeutsch schreibenden Autoren mit recht ähnlich klingenden Namen (Reimer Bull und Bolko Bullerdiek) zu verdanken. Drei Essays von Jan Behrs widmen sich Autor*Innen des bisher im Literaturland kaum vertretenen 16. und 17. Jahrhunderts, die trotz der uns recht fremd gewordenen Sprache zur Entdeckung einladen: Paulus Egardus, Johannes Stricker und Anna Ovena Hoyers. Eine ganz andere Perspektive auf weibliches Schreiben als bei Hoyers bietet der Artikel zu Sophie Wörishöffer, die als "Karl May von Altona" Erfolge feierte, dabei aber ihr Geschlecht geheim halten musste und nur als "S. Wörishöffer" publizierte. Einfacher hatte es in dieser Hinsicht die Autorin Eliza Wille, die aus wohlhabender Familie stammte und auf das Schreiben zum Gelderwerb nicht angewiesen war; auch ihr Leben verlief jedoch nicht ohne dramatische Umbrüche. Nach Lübeck und Umgebung führen uns die Artikel zu Johannes Tralow und Wolfram Eicke; nach Angeln der zu Michael Schulte. Der nationalrevolutionäre Schriftsteller Ernst von Salomon ist in Kiel geboren; seine bewegte Biografie führte ihn später nach Itzehoe (wo seine Wege sich mit denen von Bodo Uhse kreuzten) und nach dem Zweiten Weltkrieg nach Sylt. Der kürzlich verstorbene Henning Boëtius hat sich in seinem Werk immer wieder mit einer benachbarten Insel auseinandergesetzt: Der Insulaner und andere seiner Werke spielen auf Föhr. Schließlich ist auch die Abteilung zur Gegenwartsliteratur weiter ergänzt worden, und zwar mit Artikeln zu den beiden taz-Autoren und Schriftstellern Dirk Knipphals und Detlef Kuhlbrodt sowie einem Essay zu Arezu Weitholz, der diesjährigen Hans-Fallada-Preisträgerin.
Wie Sie sehen, gibt es auch im Sommer genug zu lesen und zu entdecken - wir freuen uns wie immer über Ihre Aufmerksamkeit und über Rückmeldungen.