Bolko Bullerdiek

Bullerdiek, Bolko

Aus Afrika ins Niederdeutsche

Geboren am 9. Januar 1939 in Mbozi (Tansania)

Er hat Lehrkräfte ausgebildet und Bücher auf Platt veröffentlicht: Bolko Bullerdiek, der das Niederdeutsche erst spät für sich entdecken konnte – doch dann umso mehr dafür getan hat. Er hat Bücher für den Deutschunterricht veröffentlicht oder daran mitgearbeitet. Für den plattdeutschen Literaturunterricht von der Grundschule bis zur gymnasialen Oberstufe hat er das Buch Schrievwark 2004 herausgegeben mit zwei CDs, auf denen viele heute nicht mehr lebende Autoren ihre Texte selbst gelesen haben.

Bolko Bullerdiek wurde auf einer afrikanischen Missionsstation geboren:

Ick bün 1939 in Tansania op de Welt kamen. Denn keem de Krieg un de Englänner hebbt erst mienen Vadder insparrt un later uns all verdreven. Wi sünd in en Dörp an’n Rand von de Wersermasch lannt.

Bullerdiek wuchs in Bookholzberg (Niedersachsen) auf, besuchte in Delmenhorst die Handelsschule und machte anschließend eine Lehre zum Industriekaufmann; einem Beruf, der ihn jedoch nicht ausgefüllt hat:

Mien Verwandte weern meist Handwarker. Man wat för’n Handwark schall een lehrn, de twee linke Hannen hett? So bün ick Industriekoopmann worrn, heff aver de Langewiel op de Duer nich utholen. Bün denn in Ollnborg wedder to School gahn, heff dor Abitur maakt, in Hamborg studeert un bün dor as Schoolmester bleven.

Bullerdiek warzunächst zehn Jahre an einer beruflichen Schule tätig, wo er Literatur, Deutsch und Politik unterrichtete. Danach war er 28 Jahre am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung beschäftigt.“ #1 Dabei setzte er sich nicht zuletzt „für qualitativ hochwertigen Niederdeutschunterricht“ ein. #2 Neben Arbeiten für die Schule veröffentlichte er „teils hochdeutsche, aber überwiegend niederdeutsche Lyrik und Prosa“. #3 Zudem wurde er durch zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften, Rundfunksendungen und Kolumnenbeiträge bekannt. Er ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift Quickborn und Vorstandsmitglied des Vereins Bevensen-Tagung e.V.

Zum Niederdeutschen hat Bullerdiek erst spät gefunden; er war „über 40 Jahre alt, als er seiner Mutter sagte: ‚Nu schnack platt mit mi!‘“ #4 Er sagt dazu:

Plattdüütsch is de Spraak von mien Mudder, man nich mien Mudderspraak. Mien Mudder hett mit ehr Süstern un Bröder Platt snackt, nich mit ehr Jungs. Ick harr de Spraak jümmer in’t Ohr, man nich op mien Tung – bit ick mi dorüm kümmert heff. Man wenn ick nu trüchgah in dat Dörp von mien Kinnertied, wunnert sick de Lüüd, dat dor en Hamborger kummt, de Platt snacken will.

1989 veröffentlichte er mit Blangenbi – und doch weit weg seinen ersten Lyrikband, nach zahlreichen weiteren Titeln erschien 2018 der jüngste: Bullerdiek sin Buddelbreven. Vertellen un Gedichten. Der Band enthält auch „Afrikaansche Geschichten“, da Bullerdiek nie ganz den Kontakt zu dem Kontinent verloren hat:

Mien Broder leevt siet en half Johrhunnert in Südafrika. Mit em heff ick en Reeg Reisen maakt. Mehrfach besöcht heff ick ook Luwumbu, de Partnergemeen von de Kark in Groot Flottbek. Luwumbu liggt wiet af in de Livingstone-Barge, man nich so heel wiet von Rungwe, wo ick mien erst Levensjohr verbrocht heff.

Bolko Bullerdiek: Wöör vörweg. In: Bolko Bullerdiek, Bullerdiek sin Buddelbreven. Vertellen un Gedichten, Hamburg 2018, S. 7f.

Nach dem „letzten“ Buch hat Bullerdiek 2022 noch ein allerletztes und wie er meint schönstes Buch veröffentlicht: Allerhand Slag Lüüd im Quickborn-Verlag Hamburg.

Für seine Arbeit ist Bullerdiek mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Freudenthal-Preis 1993, dem Fritz-Reuter-Preis 1995 der Alfred-Toepfer-Stiftung, mit dem ersten Preis 2000 beim „Vertell doch mol“-Wettbewerb des NDR und dem Borla-Preis 2016. 2018 hat er den Kappelner Literaturpreis „für sein umfangreiches und vielfältiges Lebenswerk“ erhalten. #5

Bolko Bullerdiek ist Mitglied im Verband Schriftsteller in Schleswig-Holstein e.V. und im Stormarner Schriftstellerkreis.

Mit Schleswig und Holstein ist der Autor nicht nur über die niederdeutsche Sprache verbunden: Er lebte 30 Jahre lang in Halstenbek (Kreis Pinneberg) und hatte lange Zeit ein Ferienhaus in Ulsnis-Gunneby (Kreis Schleswig-Flensburg).

10.5.2022 Kai U. Jürgens

ANMERKUNGEN

1 Bolko Bullerdiek. In: Wikipedia. Zit. n. https://de.wikipedia.org/wiki/Bolko_Bullerdiek.

2 Autorenseite Bolko Bullerdiek. In: Zentrum für Niederdeutsch in Holstein, 19. Oktober 2006, zit. n. http://www.zfn-ratzeburg.de/autoren/bolko_bullerdiek.html.

3 Ebd.

4 NN: Alte Heimat nie aus dem Blick verloren. In: Nordwest-Zeitung, 24. Dezember 2011. Zit. n. www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/kultur/alte-heimat-nie-aus-dem-blick-verloren_a_1,0,549773164.html.

5 Preisträger 2018 – Bolko Bullerdiek. Begründung der Jury. In: Niederdeutscher Literaturpreis der Stadt Kappeln. Zit. n. https://www.kappeln.de/index.php?NavID=1760.41&La=1.