Windeby

Wissenswertes

Die Gemeinde Windeby liegt unmittelbar westlich der Kleinstadt Eckernförde am Windebyer Noor, dem größten Binnengewässer Eckernfördes. Windeby hat 1.000 Einwohner*Innen und ist im Land unter anderem bekannt für archäologische Besonderheiten, namentlich den Osterwall des Danewerks, der den Windebyer Hauptort Kochendorf durchquert, und den Fund zweier Moorleichen, die heute im Schleswiger Archäologischen Landesmuseum im Schloß Gottorf ausgestellt sind. Zu Windebys Sehenswürdigkeiten zählen ferner das Herrenhaus und Gut Windeby, erbaut in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, sowie die Kapelle Westerthal.

Literarisches

Windebys literarische Geschichte ist vor allem mit zwei Persönlichkeiten verbunden: dem Lyriker und Übersetzer Christian Graf zu Stolberg-Stolberg (1748-1821) und dem Dichter Wilhelm Lehmann (1882-1968).

Christian Graf zu Stolberg-Stolberg kaufte Gut Windeby 1799, nachdem er seine Diensttätigkeit als Kammerherr in Kopenhagen und Amtmann in Tremsbüttel aufgab und ab 1806 als Gerichtsrat am Schleswigschen Landgericht wirkte. Schloss Windeby machte er zu seinem Alterssitz und starb hier im Januar 1821 im Alter von 73 Jahren. Stolberg-Stolberg, der mehreren Freimaurer-Logen angehörte und mit berühmten Freimaurern und Literaten wie Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Wolfgang von Goethe und Voltaire verbunden war, machte das Gut zu einem „Hort der Musen“, der teils mit dem Emkendorfer Kreis um Julia Gräfin von Reventlow und ihren Mann Friedrich Karl verglichen wird #1 – wohl auch nicht zuletzt, da Christian zu Stolberg-Stolberg seit 1777 verheiratet war mit Friederike Luise Gräfin von Reventlow und zudem sein Bruder Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg dem Emkendorfer Kreis nahestand. Der Großteil der literarischen Veröffentlichungen des Grafen entstand während seiner Zeit in Windeby.

Wilhelm Lehmann, der auf dem Friedhof Westerthal in Windeby begraben liegt, lebte während seiner schriftstellerischen Hauptschaffensphase in Eckernförde. Von dort erkundete er die Landschaften der Umgebung und verarbeitete seine Eindrücke zu Gedichten. Auch dem Gut Windeby widmete Lehmann eigene Verse:

Durch hohes, bald gemähtes Gras der Gang. 
An rot und grüner Ahornfrucht entlang
Fließt Junilicht.

Ein Wind weht durch den Park Christian zu Stolbergs Namen.
Flüchtlingsmatratze lehnt am Fensterrahmen.
Der Mörtel bricht.

Das alte Herrenhaus streckte seine Glieder.
“Paul, Jeannequin und Hermann, malt es mir zum Schlosse wieder!”
Spricht der Duc de Berry.

Sie tun’s. Es schwebt das Schloß.
An ihrem Tage tobt
Ein hundertjähr’ger Krieg.
Ihr Pinsel lobt
Schloß, Heumahd, Schafschur, Eichelfall.

Wilhelm Lehmann: Windeby. In: Gesammelte Werke I, S. 285; hier zitiert nach Dietmar Albrecht: Literaturreisen Schleswig-Holstein, Stuttgart 1983, S. 211.

In der Umgebung

Windeby grenzt an die Kleinstadt Eckernförde, und auch die Städte Schleswig und Rendsburg sind mit je knapp 25 Kilometern Fahrweg nicht allzu weit entfernt. Die kleine Gemeinde Güby mit Schloss Louisenlund befindet sich etwas mehr als zehn Kilometer westlich an der Schlei gelegen.

17.6.2021 Lisa Heyse

ANMERKUNGEN

1 Zitat „Hort der Musen“ und Vergleich von Dietmar Albrecht: Literaturreisen Schleswig-Holstein. Stuttgart 1983, S. 212.