Rötger Feldmann

Feldmann, Rötger alias Brösel

Werner und ich

Geboren in Lübeck-Travemünde am 17. März 1950

Es gibt wohl kaum jemanden, der noch nie von der Comicfigur Werner und ihren typischen Sprüchen wie „Wer bremst, hat Angst!“ oder „Freie Bahn mit Marzipan!!!“ gehört hat. Doch auch sein Schöpfer Rötger „Brösel“ Feldmann hat es nicht zuletzt dank des Rennens in Hartenholm 1988 zu großer Popularität gebracht. Tatsächlich gehört er mit siebzehn Büchern und fünf Filmen sowie zahlreichen weiteren Artikeln um die Werner-Figur schon lange zu Deutschlands erfolgreichsten Comiczeichnern.

Feldmann wurde am 17. März 1950 in Lübeck-Travemünde geboren, „wo am Wochenende die Hamburger mit ihren teuren Autos ankamen. Das war für mich eine tolle Jugend." #1 Der Umzug nach Flensburg legt die Grundlage für die Sprache seiner späteren Comicfiguren: „Und dann sind wir umgezogen und die Flensburger sind ja nun wirklich bescheuert. Dieses Halb-Dänische, Halb-Plattdeutsche. Die reden ja wirklich wie Meister Röhrich.“ #2 In Flensburg absolvierte Feldmann eine Lehre zum Lithografen und wurde 1971 in diesem Beruf angestellt. Das Arbeitsverhältnis endete bereits im Folgejahr, denn Feldmann karikierte „in kleineren Geschichten seine Mitarbeiter und Vorgesetzten, wobei er denn auch prompt von seinem damaligen Chef ertappt wurde, der sich in dem soeben fertiggestellten Comic-Strip wiederzuerkennen glaubte“. #3 Nach der Kündigung beschäftigte sich Feldmann in erster Linie mit seinem Horex-Chopper, den er unentwegt „modifizierte“. Da dessen Bestandteile öfters „abfielen oder ‚herunterbröselten‘, erhielt er von Freunden den Spitznamen ‚Brösel‘“. #4 Die Arbeit am Motorrad blieb den Behörden nicht unbemerkt; Feldmann befand sich ständig „im Kampf mit der Polizei, dem TÜV und der Zulassungsstelle“. #5 Doch aus diesen Konflikten sollte dann eine wesentliche Inspirationsquelle für seine Kreativität werden, indem er die Erlebnisse in seinen Comics und Cartoons verarbeitete. 1978 zog Feldmann nach Kiel und bewohnte ein Zimmer über der Künstlerkneipe Erbse in der Calvinstraße, wo er seine „Miete und Rechnungen mit Bildern“ begleichen konnte. #6 Außerdem lernte er den Club 68 und dessen Besitzer Holger Henze kennen, der ihm zu ersten Veröffentlichungen in der Sartirezeitschrift Pardon und dem Stadtmagazin Station verhalf. Letzteres wurde von Winni Bartnick verantwortet, der von Feldmanns Arbeit sehr angetan war und ihm vorschlug, Bücher zu machen. Dazu brauchte es aber eine Hauptfigur. Feldmann: „Eigentlich konnte ich nicht richtig gut zeichnen, aber ich wollte anders sein. So ergab sich Werner [der zweite Vorname Feldmanns] mit seinen vier Haaren und zwei Zähnen. Irgendwie waren die Geschichten anarchisch – und naiv.“ #7 Um den Semmel-Verlach zu gründen, regte Bartnick an, „sämtliche vorhandenen Comics zu überarbeiten, um Werner als zentrales Verbindungsglied einzubinden“. #8 1981 erschien mit Werner – oder was? der erste Band, der eine außergewöhnliche und bis heute anhaltende Erfolgsgeschichte begründete, zumal die Comics von zahlreichen Merchandisingprodukten wie etwa Kalendern begleitet werden.

Nachdem Werner im vierten Band Eiskalt! (1985) mit seinem Red-Porsche-Killer – einem Drag Bike mit vier hintereinandergeschalteten Horex-Motoren – gegen den Porsche von Holger Henze angetreten war, kam es 1988 zu einem realen Duell auf dem Flughafen Hartenholm im Rahmen eines dreitägigen Festivals. „Sekunden nach dem Startschuß war das Rennen gelaufen und Brösel geschlagen; aber das war eigentlich vollkommen egal.“ #9 Tatsächlich erwies sich das Duell als weiterer Baustein für die Werner-Historie: 1990 kam Werner – Beinhart in die Kinos, bis 2011 folgten noch vier weitere Filme, und auch zwei weitere Rennen wurden gefahren. Befragt über die Zukunft seiner Comics, meint Feldmann 2020 anlässlich seines runden Geburtstags: „Es wird vielleicht schwerer, mit 70 noch den Zeitgeist zu spüren, du kannst ja nicht der Jugend was über Handys vorlästern.“ #10 Aber es soll weitergehen: „Werner ist immer noch Lehrling – nur ich bin ein alter Sack.“ #11

Rötger Feldmann lebt heute im Kreis Rendsburg-Eckernförde.

14.9.2022 Kai U. Jürgens

ANMERKUNGEN

1  „Ich bin noch nicht ganz durch damit“ Rötger Feldmann über „Werner-Comics“. Interview: Jan-Paul Koopmann. In: TAZ vom 27. August 2018. https://taz.de/Roetger-Feldmann-ueber-Werner-Comics/!5527979/.

2 Ebd.

3 Werner: Historie. https://www.werner.de/index.php/historie/.

4 Michael Hüster: Brösel besser als Bohlen … im Comiczeichnen. In: ComicRadioShow, 30. Oktober 2003.  http://www.comicradioshow.com/Article1708.html.

5 Werner: Historie. Wie Anm. 3.

6 Erbse: Geschichte. https://www.erbsekiel.de/geschichte/.

7 Beinhart wie ein Opa. „Werner“-Comiczeichner Brösel wird 70. Interview: Danny Kringiel. In: Der Spiegel, 17. März 2020. https://www.spiegel.de/geschichte/werner-zeichner-roetger-feldmann-boelkstoff-rocker-broesel-wird-70-a-a93d56fe-8295-49ec-9fa2-74707fc114fd.

8 Werner: Historie. Wie Anm. 3.

9 Ebd.

10 Beinhart wie ein Opa. Wie Anm. 7.

11 Ebd.