Harald Eschenburg

Eschenburg, Harald

Autor und Antiquar

Geboren in Kiel am 12. Juni 1914
Gestorben in Kiel 1988

Bücher waren in jeder Hinsicht die Leidenschaft von Harald Eschenburg – die einen hat er geschrieben, die anderen in seinem Antiquariat verkauft. Doch auch seine Genealogie ist von Interesse – er entstammte einer „im 19. Jahrhundert in Lübeck zu großem Ansehen aufgestiegenen hanseatischen Patrizierfamilie“. #1

Harald Eschenburg wurde am 12. Juni 1914 als Sohn des Seeoffiziers Theodor Eschenburg (1876–1978) in Kiel geboren; sein Großvater war der Lübecker Bürgermeister Johann Georg Eschenburg (1844–1936). Er studierte Literaturwissenschaft an der CAU und arbeitete danach in Berlin (Rowohlt) und Jena (Diederichs) im Verlagswesen. „Bei Ernst Rowohlt erlernte er den Buchhandel, nahm am Krieg in der Marine teil und hat sich neben seinem Beruf ein Leben lang der Literatur gewidmet“, die er als Spiegel der Zeitgeschichte verstand. #2 „Während des Zweiten Weltkriegs war er Marineoffizier, zuletzt als Oberleutnant. Anschließend war er in Kiel Inhaber von verschiedenen Buchhandlungen und Antiquariaten. Er betätigte sich außerdem als Autor mehrerer historischer Romane und Biographien.“ #3 Sein Bruder war der Politikwissenschaftler Theodor Eschenburg (1904–1999); er selbst starb 1988 in Kiel.

Eschenburg wurde durch seine Romantrilogie Schlagseite. Roman aus der Weimarer Republik (1979), Wind von vorn. Roman einer Machtergreifung (1980) und Im Schlepp. Roman der Besatzungszeit (1982), deren Handlung die Jahre 1928–1948 abdeckt, einem größeren Leserkreis bekannt. Lübecker Marzipan oder fünfzehn Rosen (1984) beschäftigt sich hingegen mit der zeitgenössischen Hansestadt. „Es ist das besonders Norddeutsche, dem sich der Autor widmet, wenn er am Beispiel dreier, in einem Haus wohnender Generationen verdeutlicht, welchen Wandlungen Lebensauffassung und Lebensart heute unterworfen sind. Ein reichliches Dutzend Frauen- und Mädchengestalten unserer Zeit finden mit knappen Strichen ihr Porträt, jede von ihnen spricht auf das andere Geschlecht in eigner Weise an.“ #4 Und weiter: „Der Fluß der Erzählung mit einem Untergrund von Humor jagt nicht Spannungseffekten nach, es geht dem Erzähler um einen Stil, der sich von den Modetorheiten gegenwärtiger Umgangssprache löst und sie befreit von den abgedroschenen Fremdwörtern der Ideologen. Lübecker Marzipan oder fünfzehn Rosen rettet etwas von dem Wortschatz des alten Fontane in ein Stück zeitgenössischer Prosa hinüber.“ #5

Das von Eschenburgs Sohn Harald weitergeführte und stadtbekannte Antiquariat musste Ende 2021 „aus gesundheitlichen Gründen schließen“. #6

22.6.2022 Kai U. Jürgens

ANMERKUNGEN

1 Theodor Eschenburg (Admiral). In: Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Eschenburg_(Admiral).

2 Harald Eschenburg: Lübecker Marzipan oder fünfzehn Rosen. Husum 1984, Klappentext.

3 Harald Eschenburg. In: Wikipedia. Zit. n. https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Eschenburg.

4 Eschenburg: Lübecker Marzipan, wie Anm. 2. Zit. n. www.lesejury.de/harald-eschenburg/buecher/luebecker-marzipan-oder-fuenfzehn-rosen/9783880422353

5 Ebd.

6 Oliver Stenzel: Warum das Antiquariat Eschenburg in Kiel schließen musste. In: Kieler Nachrichten vom 15. Juni 2022, https://www.kn-online.de/lokales/kiel/warum-das-antiquariat-eschenburg-in-kiel-schliessen-musste-64OZ6OZYZGLEVGM56ASWTH3S6M.html.