Charlotte Kerner

Kerner, Charlotte

Erfolg m. Blaupause-Blueprint

Geboren in Speyer am 12. November 1950

Sie beschäftigt sich mit aktuellen Wissenschaftsthemen wie Biomedizin, Gentechnik und Anthropologie und hat mit dem Jugendbuch Blaupause-Blueprint einen internationalen Erfolg vorzuweisen: Charlotte Kerner, die sowohl schriftstellerisch als auch journalistisch arbeitet. „In diesen Büchern wie auch den Biografien lotet sie vor allem Frauenleben psychologisch aus, oft stehen Naturwissenschaftler im Mittelpunkt.“ #1

Charlotte Kerner wurde am 12. November 1950 in Speyer geboren, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Sie studierte Volkswissenschaft und Soziologie an der Uni Mannheim, arbeitete an einem stadtsoziologischen Forschungsprojekt und verbrachte jeweils einjährige Studienaufenthalte in Kanada (1976) und China (1977-78). Von 1980–83 war sie Pressereferentin der Stiftung Jugend forscht, danach Stipendiatin der Robert-Bosch-Stiftung im Wissenschaftsresort der ZEIT und bei dpa.  Seit 1984 lebt sie als freie Schriftstellerin und Journalistin in Lübeck. Neben Veröffentlichungen in GEO Wissen, Emma und Die Zeit publiziert sie Sachliteratur, Biografien und Zukunftsromane. Ihre erste Veröffentlichung warJadeperle und Großer Mut. Chinesinnen zwischen gestern und morgen (1980; mit Ann-Kathrin Scheerer). #2 Erneut „2012 verbrachte die Autorin drei Monate in der Volksrepublik China und unterrichtete an verschiedenen Hochschulen chinesische Deutschstudenten als Kurzzeitdozentin des DAAD.“ #3 Ihre persönlichen Erfahrungen fanden 2015 Eingang in die Biografie Rote Sonne, Roter Tiger- Rebell und Tyrann, in der sie die Lebensgeschichte des chinesischen Staatsgründers Mao Zedong aufblättert

Kerners zweiter Roman Blaupause-Blueprint (1999) wurde in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt, zuletzt 2018 ins Ukrainische, und mit Franka Potente in der Hauptrolle 2003 verfilmt (Regie: Rolf Schübel). Das Jugendbuch, von dem auch eine Theaterfassung existiert,  behandelt das Thema Klon-Technologie. „Die hoch begabte Pianistin und Komponistin Iris Sellin ist gerade dreißig Jahre alt, als sie erfährt, dass sie unheilbar an Multipler Sklerose erkrankt ist. Die Diagnose löst nur kurzzeitig einen Schock aus. Dann handelt Iris Sellin: Sie lässt sich klonen, um ihr Können weiterzugeben. Das medizinische Experiment glückt. Siri, Tochter und Zwillingsschwester zugleich, wird wie jeder normale ‚Einling‘ geboren, wächst unauffällig heran.“ #4 Doch Siris Selbstfindung wird erschwert, da sie sich nur als Kopie von Iris sieht – als „Blueprint“ (Blaupause). „Ein ‚Ich-Gefühl‘ fehlt völlig. Siri schreibt von sich immer wieder auch in der dritten Person. Ihre Selbstwerdung ist ein schwerer, langer Prozess, dem jegliche Leichtigkeit verloren gegangen ist.“ #5 Befragt, ob die Klontechnologie noch aufzuhalten sei, antwortete die Autorin im Jahr 2000:

Die Gesellschaft kann ethische Maßstäbe setzen, aber entscheiden muss der Einzelne selbst. Man darf nicht vergessen, dass es für diese Art der Fortpflanzung einen Markt gibt. Es ist ein großes Geschäft mit den Sehnsüchten der Menschen. Am meisten in der Diskussion mit Jugendlichen hat mich die Frage einer jungen Frau beeindruckt: ‚Wollen Sie eigentlich mit dem Buch sagen, dass man eine Seele nicht klonen kann?‘

2000 erhielt Charlotte Kerner für Blaupause-Blueprint den Deutschen Jugendliteraturpreis, der ihr in der Kategorie Sachbuch bereits 1987 für Lise, Atomphysikerin. Die Lebensgeschichte der Lise Meitner zuerkannt worden war. 1997 ist ihr der GEDOK-Literaturpreis verliehen worden.

Auch Kerners erster Roman Geboren 1999 (1989) wurde für das Fernsehen verfilmt. Zuletzt (2016) erschien von ihr – in Zusammenarbeit mit der Fotografin Anja Doehring – der großformatige Band  Sehnsuchtsfeld Mallorca, dessen Text die Autorin als biographisches „Porträt einer Insel“ versteht.

Im April 2024 ist ihr erzählendes Sachbuch über die drei Öko-Visionärinnen Rachel, Carson Lynn Margulis und Donna Haraway erschienen, das im vierten Kapitel mit einer Science-Fiction-Geschichte endet und in diesem Genre neue Wege geht.

27.6.2022 Kai U. Jürgens

(durch die Redaktion aktualisiert im März 2024)

ANMERKUNGEN

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Charlotte_Kerner

2 Vgl. zur Biografie Nina-Kathrin Behr: Kerner, Charlotte. In: Deutsches Literatur-Lexikon – Das 20. Jahrhundert, Bd. 27, hg. v. Lutz Hagestedt, Berlin/Boston 2016, Sp. 146ff.

3 Wikipedia, wie Anm. 1.

4 Renate Grubert: Schöne neue Welt. Ein menschlicher Klon erzählt. In: Süddeutsche Zeitung vom 24. März 1999. Zit. n. http://www.blueprint-blaupause.de/html/rezensionen.htm.

5 Gabriela Wenke: Das erste geklonte Kind. Zwischen Sachbuch und Roman. In: Eselsohr 5/99. Zit. n. http://www.blueprint-blaupause.de/html/rezensionen.htm.