Franziska Füchsl

Füchsl, Franziska.
Geboren in Putzleinsdorf (Österreich) 1991
Lebt in Wien.

Franziska Füchsl wurde 1991 in Putzleinsdorf (Oberösterreich) geboren. Sie studierte Deutsche Philologie und Anglistik in Wien sowie Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und nahm am Stipendiumsprogramm FORUM Text des Drama Forum von uniT Graz teil. Mit ihrem Text Kentern auf rußigen Füßen ist sie im dritten Band der Anthologie Neue Prosa aus Schleswig-Holstein (2018/19) vertreten, die in der Edition Literaturhaus erschienen ist. Ihr Debütband rätsel in großer schrift erschien 2018. Zwei Jahre später wurde ihr Buch Tagwan veröffentlicht. Im selben Jahr erhielt sie den Förderpreis zum Heimrad-Bäcker-Preis. Franziska Füchsl lebt und arbeitet als freie Autorin in Wien und Kiel.

In Ihrem Debütband geht es „viel um das Kreuzworträtsel als Sinnbild und Ort der Handlung“. #1 Es ziehen „im späteren Verlauf vor allem die poetischen Dimensionen der Kreuzungen und sprachlichen Verwandtschaften und Reibungen“ die Aufmerksamkeit auf sich. #2 Die Texte spielen mit der Typographie und stellen mal größere, mal kleinere Textblöcke dar, unter die sich immer mal wieder Darstellungen mischen, die aussehen wie selbst gemalte Kästchen eines Kreuzworträtsels. Einige Passagen sind fett gedruckt. Die „große Schrift“, von der im Titel die Rede ist, findet sich in den Texten kaum wieder. Wenn Großbuchstaben auftauchen, sind diese meist im ganzen Wort vorhanden und hochgestellt, was erkennen lässt, dass sie aus einem Kreuzworträtsel stammen:

so dichtet der freund rätsel : verse abschüssig zum ural etwa. der freund setzt nicht, wie es sich gehört, den URAL zwischen RUSS und OSKAR, er fädelt mehr ihre begegnung ein, im S, in den kurven, wo das kommende noch nicht und das vorbeigezogene nicht mehr zu sehen noch zu hören sind.

Franziska Füchsl: rätsel in großer schrift. Salzburg: Edition Mosaik 2018, S. 51.

Die Autorin spürt den Wörtern nach, vergleicht sie, bezieht sie aufeinander. „Jede Seite wirkt wie ein eigenes Bild, aber alles wird immer mehr in einen Zusammenhang gefädelt, je öfter man die Texte liest. Sprache ist die heimliche Hauptperson.“#3

Wie in ihrem Band rätsel in großer schrift kommen auch in Tagwan grafische Elemente zum Einsatz. Ihrem Text ist eine schwarz-weiß-Grafik einer Baumlandschaft, die sich Gebück nennt, vorangestellt und am Ende ist ein Webstück auf Papier in schwarz-weiß abgedruckt. „Das eine geht in das andere über, verwandelt sich, geht daraus hervor. Holz und Stoff bilden den Rahmen, sind aber auch selbst Gewebe“.#4

Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Werke besteht darin, dass in ihnen die Sprache selbst in den Vordergrund gestellt wird. Was in rätsel in großer schrift die Anlehnung an die spezielle Sprachverwendung des Kreuzworträtsels war, ist in Tagwan die Verwendung von Dialekten und Idiolekten. Die Autorin verwendet Wörter, wie z.B. auch der Werktitel Tagwan (Tagwerk), die zum Teil längst aus dem Sprachgebrauch verschwunden sind.

Ein Maultier, unter dem Druck des Pflugs und seinem geschwulstigen Schließmuskel zum Trotz, musste sich etlicher Äpfelchen entledigen. Schlag auf Schlag wurd eins nach dem anderen vom Sech erfasst und umgeackert. Jeder verbleibende Schroll bröckelt vor sich hin, von sich ab, oder wird von den Sohlen, die dem Sterz nachtrotten, eingestampft und von Erde überschwappt.

Franziska Füchsl: Tagwan. Klagenfurt, Graz: Ritter Verlag 2020. S. 27.

Wie Paul Jandl in der Neuen Zürcher Zeitung schreibt, erinnert Tagwan „daran, wie weit man kommt, wenn sich die Wörter gegenseitig aufladen, wenn das Enjambement ihres Sinns immer neuen Sinn ergibt und das alles zusammen ein lockeres Spiel.“ #5 In Tagwan wird in stark rhythmisierter Sprache von einer Scheuche, einer Lumpensammlerin und einer Wache erzählt, welche in wundersamen Landschaften tagwandeln und dabei auf einen sprechenden Spat, den Flicker Woitsch und eine einbeinigen Puppe treffen. „Die Sprache ist dabei Werkzeug und Acker zugleich; das Buch eine Parabel über das Erzählen und zugleich eine Erzählung voller Witz, Fabulierlust und Vexierspielen.“ #6 Wie der Ritter Verlag schreibt, ist der Roman „die Erfindung eines bis dato in der Literatur fehlenden Paradigmas: des weiblich verqueren Schelmenromans im Gewand innovativer Sprachkunst“.#7

19.10.21 Sara Franzese

ANMERKUNGEN

1 Timo Brandt:Schatzsuchend im Labyrinth der Sprache, mit dem Minotaurus Tod in der Mitte. Online unter: www.signaturen-magazin.de/franziska-fuechsl--raetsel-in-groszer-schrift.html

2 Ebd.

3 Gesche Heumann / morehotlist: Franziska Füchsl: Rätsel in großer Schrift (edition mosaik) 2019. Online unter https://morehotlist.com/2019/02/04/franziska-fuechsl-raetsel-in-grosser-schrift/

4 https://www.literaturhaus.at/index.php?id=12807

5 Paul Jandl: Die Schöpfungsgeschichte kann man auch ganz anders erzählen. In: Neue Zürcher Zeitung. 29.04.2020. Online unter www.nzz.ch/feuilleton/franziska-fuechsl-erzaehlt-eine-schoepfungsgeschichte-ld.1554097

6 schlachthaus.ch/stueck/4515

7 www.ritterbooks.com/index.php