Residenzstipendium Literatur an Ksenia Gurbonova

Am 11. Januar 2024 tagten die drei Fachjurys im Künstlerhaus Lauenburg, um drei internationale Aufenthalts- und ein nationales Arbeitsstipendium zu vergeben.

Die Stipendien werden vom Künstlerhaus Lauenburg für das Land Schleswig-Holstein für je vier Monate mit einem monatlichen Entgelt von 1.000 € ausgeschrieben. In den Abschlusspräsentationen Mitte September 2024 geben die ausgewählten Stipendiat*innen Einblick in ihre Projekte.

Das Stipendium für Literatur erhält die in Russland geborene und in München lebende Autorin Ksenia Gorbunova. Ihre Erzählung „Russländisch“ thematisiert die Lebensrealität von Kumir, Sandyr und Ženja aus dem Altai, aus Sibirien und vom Ural. Alle drei ziehen nach Deutschland, um rassistischen und transphoben Anfeindungen zu entgehen.

Der Begriff „Russländisch“ wird - so die Autorin - in Fachkreisen verwendet für das, was auf dem Territorium der Russischen Föderation nicht „russisch“ ist. Er ermöglicht, Erfahrungen indigener Völkergruppen oder queerer Personen zu thematisieren, die als marginalisierte Menschengruppen in Russlands Strukturen keinen Raum haben. Die Erzählung knüpft an größeren politischen Zusammenhängen an, konzentriert sich aber auf die persönlichen Erfahrungen der Protagonist*innen und den Fragen nach ihrer Herkunft und ihrer Zukunft.

Gorbunovas Erzählung verspricht vieles und spricht dabei von kleinen Dingen. Von Beeren und Teigtaschen, großer Bärin und Antworten im Frühling. Der Auszug aus dem Romanvorhaben der Autorin
spielt mit Phonetik und Bilingualität, mit Vertrautem wie dem (noch) Verborgenen und lässt einen ganz eigenen Sound erahnen, der die Jury einhellig überzeugt hat.